Ein Interview

Boxerhilfe – Engagement für Boxer und ihre Menschen

 

Tierschutz und Tierhilfe der anderen Art – ein Herzenswunsch bewog Heidrun Ubrig im Juli 2006, die Boxerhilfe zu gründen, eine ehrenamtliche Initiative, die in erster Linie Menschen helfen möchte, die die Tierarztkosten für ihren Boxer nicht allein tragen können. Durch ihr Engagement in ihrem regionalen Tierheim erlebte sie hautnah, dass die fortschreitende Verarmung in unserer Gesellschaft in den letzten Jahren dazu führte, dass viele Menschen für ihre geliebten Tiere aus finanziellen Gründen ein neues Zuhause suchen oder sie gar ins Tierheim geben mussten. Sie wollte versuchen, wenigstens einigen zu helfen. Da sie seit vielen Jahren mit Boxern lebt, war das ihre „Zielgruppe“.

 

Und der Kiesel, den sie ins Wasser warf, zog und zieht weite Kreise. Auf der Internetseite www.boxerhilfe.de werden die Boxer vorgestellt, die Hilfe benötigen. Die Kommunikation findet im Forum statt, in dem alle Mitglieder sich engagieren, jeder so wie er kann: mit Rat, Zuspruch, Spenden, Aktionen. Ein Forum, das nicht nur „Small Talk“ macht, sondern viele, viele engagierte Menschen vereint, denen eines wichtig ist, den Boxern – egal wo sie herkommen oder ob sie dem „Standard“ entsprechen – zu helfen. Es wird diskutiert, überlegt, beratschlagt und viele Ideen eingebracht – ohne Vereinszwang, sondern einfach: „wir“ sind die Boxerhilfe und für alle Boxer da.

 

Frau Ubrig, ein paar Fragen an Sie:

 

Seit wann engagieren Sie sich im Tierschutz und wie sind Sie zum Tierschutz gekommen bzw. wie hat alles angefangen?

 

Fr. Ubrig: Seit ich 12 Jahre alt war, habe ich mich im Tierheim engagiert, später dann Tiere aus Tierheimen übernommen. Seit 8 Jahren vermittle ich auch Boxer für einen kleinen, aber sehr engagierten Tierschutzverein.

 

Wieviel Zeit investieren Sie pro Tag in Ihre Tierschutzarbeit?

 

Fr. Ubrig: Das ist sehr unterschiedlich, meist sind es 2 – 3 Stunden, aber manchmal auch bis zu 6 Stunden und mehr. Darin enthalten ist auch die Pflege meiner Internetseiten, z.B. www.boxer-im-tierheim.de

 

Welches war Ihr schönster Moment bei Ihrer Arbeit für die Tiere, welches Ihr schlimmster?

 

Fr. Ubrig: Der schönste Moment ist immer, wenn einem Boxer geholfen werden konnte, sei es, dass wir mit unseren Spenden eine Operation ermöglichen konnten, eine Patenschaft für einen alten oder kranken Boxer übernehmen oder sogar eine Pflegestelle für einen unvermittelbaren Boxer finden können. Die schlimmsten Momente sind die, wo wir um Hilfe gebeten werden und nicht helfen können.

 

Wo sind Ihre Schwerpunkte, welche Schicksale liegen Ihnen besonders am Herzen?

 

Fr. Ubrig: In erster Linie wollen wir Menschen helfen, die finanzielle Probleme bekommen, weil ihr Boxer sehr krank ist oder eine teure Operation braucht. Aber wir helfen auch mit Pflegestellen für Tierschutzvereine, speziell für alte Boxer. Besonders am Herzen liegen mir unsere „Dauerpfleglinge“, z.Z. drei alte Boxer, die krebskrank sind. Für diese Boxer konnten wir Pflegestellen finden, wo sie bis zu ihrem Lebensende liebevoll umsorgt werden, wobei die Boxerhilfe alle Kosten für diese Boxer trägt.

 

Was denken Sie, was Sie bisher bewegt haben?

 

Fr. Ubrig: Mit unserer Initiative konnten wir neben der konkreten Hilfe viele Menschen sensibilisieren und sie bewegen, sich zu engagieren. Durch unser Forum, das zunächst eine gewisse Anonymität ermöglicht, können die Menschen sich an unsere Arbeit „herantasten“, an den Schicksalen Anteil nehmen, erfahren, dass man sich einbringen kann, aber nicht muss.

 

Wie verkraften Sie es emotional, dieses Leid tagtäglich zu sehen?

 

Fr. Ubrig: Ich versuche immer, das Positive im Blick zu haben. Und man braucht eine gewisse emotionale Distanz. Ich richte meine Kraft auf das, was ich tun kann, und das tue ich.

 

Wie motivieren Sie sich selbst, bei Rückschlägen nicht das Handtuch zu werfen?

 

Fr. Ubrig: Es ist manchmal sehr frustrierend, wenn wir eine Sammlung für einen bedürftigen Boxer starten, und es kommen nur wenige Spenden. Und es ist sehr traurig, wenn wir Anfragen für alte Boxer bekommen, die ein Zuhause suchen, und wir können nicht helfen. Dann bin ich manchmal schon etwas am Verzweifeln. Aber dann kommt jemand von uns auf eine Idee oder hat einen Rat, und dann geht es wieder weiter.

 

Welche Unterstützung wünschen Sie sich oder können Sie gebrauchen?

 

Fr. Ubrig: Für unsere Notfälle brauchen wir natürlich in erster Linie finanzielle Unterstützung, aber auch andere Hilfe ist willkommen, z.B. Verteilung von Flyern, Übernahme von Vor- und Nachkontrollen für Tierschutzvereine, Beteiligung an Fahrketten.

 

Auch wenn es schwerfällt, nach welchen Kriterien beurteilen Sie die Hilferufe, die bei Ihnen eingehen?

 

Fr. Ubrig: Die Menschen, die Hilfe benötigen, müssen mir gegenüber schon detailliert ihre Einkünfte und Ausgaben und die entstandenen oder zu erwartenden Tierarztkosten nachweisen. Das wird natürlich alles vertraulich behandelt. Dann erfolgen Gespräche mit dem behandelnden Tierarzt, und die Rechnungen werden auch direkt von uns beglichen. Das Kriterium ist also einzig und allein die Bedürftigkeit der Menschen.

 

Wie kann man sicher sein. dass die gespendeten Gelder auch für das eingesetzt werden, wofür sie gespendet wurden?

 

Fr. Ubrig: Die Spendeneingänge und Ausgaben werden auf der Internetseite und jeden Monat detailliert im Forum veröffentlicht. Wenn jemand das möchte, stelle ich die Kontoauszüge zur Verfügung. Für jeden Boxer, für den wir sammeln, führe ich einzeln Buch und kann die Einnahmen und Ausgaben jederzeit nachweisen. Transparenz ist für mich sehr wichtig.

 

Wie ist die Zusammenarbeit mit Tierheimen und Tierschutzvereinen? Wissen die, dass es Sie und Ihre Boxerhilfe gibt?

 

Fr. Ubrig: Viele Tierschutzvereine wissen davon, auch die im Ausland tätigen. Wir unterstützen mit Patenschaften für schwer oder nicht mehr vermittelbare Boxer, führen Vor- und Nachkontrollen durch, suchen Pflegestellen

 

Wenn Sie drei Wünsche frei hätten, in Bezug auf den Tierschutz, welche wären das?

 

Fr. Ubrig: Ich habe nur einen Wunsch. Alle Menschen sollten Tiere achten und respektieren, so dass Tierschutz nicht mehr notwendig wäre.

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