Boxer aus Spanien

und mit was man rechnen sollte

Es gibt viele Erfahrungen mit den kleinen, armen Seelen aus Spanien, die sich sehr oft ganz prima in ihre neuen Familien einfügen. Allerdings sollte man sich vorher Gedanken darüber machen, dass es auch etwas schwierig werden kann. Nicht muss, aber kann.

Die armen Hunde haben oft ein sehr schlimmes Schicksal hinter sich. Geschlagen, hungrig, als Zuchtmaschine oder andere Widerlichkeiten missbraucht, fristen sie oft ein Dasein ohne Bezug zum Menschen. Viele Hunde werden in Spanien auch auf Balkon oder Terrasse oder in Innenhöfen gehalten, ohne Spaziergänge, ohne Möglichkeit, sich anderswo zu lösen.

Viele sind dann überglücklich, wenn sie nun endlich jemanden haben, der sich um sie kümmert, viele müssen aber auch erst lernen, wie sich das anfühlt und dass es etwas Tolles sein kann. Am Ende werden sie sich alle glücklich dem Menschen anschließen, was aber unter Umständen auch viel Geduld und vor allem Einfühlungsvermögen fordert.

Man muss sich im klaren darüber sein, was alles passieren oder auf einen zukommen kann. Deshalb hier mal ein paar Beispiele:

Der Hund kann körperlich in schlechtem Zustand sein, so dass Tierarztbesuche notwendig sind.
Es kann sein, dass der Hund Treppen nie kennen gelernt hat und sich verweigert.
Manche können nicht an der Leine gehen, weil sie es nie gelernt haben.
Einige können nicht allein bleiben.
Ein paar haben große Angst vor Gewitter, Schüssen, Feuerwerk, also vor lauten Geräuschen.
Eifersucht um die Liebe der Menschen oder Verlustangst kann gerade in der Anfangszeit auch vorhanden sein.
Nicht alle sind gleich stubenrein.
Es gibt auch Hunde, die große Angst vor Autos usw. haben.
Angst generell kann ein Thema sein.
Unter Umständen kennen sie nichts außer graue Betonwände oder sogar nur ein altes Fass.
Viele können gar keine Kommandos, weder in Deutsch noch in Spanisch.
Auto fahren haben sie auch nicht unbedingt gelernt.
Ängste vor „eingepackten“ Menschen, Hut, Mütze, Schal usw.
Das Mitfahren mit öffentlichen Verkehrsmitteln hat kaum einer kennengelernt, da dies in Spanien nicht erlaubt ist.
Viele sind futterneidisch, da sie ihr Leben lang um einen Brocken Futter kämpfen mussten.
Angst vor Stöcken, Walking-Stöcken, Regenschirmen usw., viele wurden geschlagen.
Es gibt einen Hund der (warum weiß niemand) niemals die gleiche Strecke wieder zurückgehen kann.

Es ist daher sehr wichtig, dass man Verständnis aufbringt und an den jeweiligen Problemen gemeinsam arbeitet, als hätte man einen Welpen bekommen. Man sollte sich also im Vorfeld über das jeweilige Tier so genau wie nur möglich informieren, und vor allem überlegen, ob man bereit ist, dem Tier zu helfen, diese Traumata loszuwerden. Erschwerend kommt hinzu, dass viele Hunde Fundhunde sind, über deren Vergangenheit man nichts weiß, also auch nicht bekannt ist, wie sie z.B. zu Kindern sind, ob sie Katzen oder Kleintiere kennen, wie ihre Lebensumstände waren.

Alle diese Probleme können, müssen aber nicht auftreten, wenn aber doch, kriegt man sie meist mit Geduld und Liebe schnell aus der Welt geschafft.

Eine Hundeschule zu besuchen ist in jedem Fall, zumindest am Anfang sehr ratsam. Die Trainer können einem (egal wie viel Hundeerfahrung man nun schon hat) immer ein wenig helfen, die Tiere auch besser einzuschätzen.

Natürlich gibt es genug Hunde, die einfach kommen und da sind, als wären sie schon immer bei uns. Und wir wollen ja auch immer von dem besten Fall ausgehen. Aber zumindest sollte man sich einmal Gedanken darüber machen, was alles passieren kann.

Die ersten Wochen sind für alle total aufregend, beide Seiten müssen sich erst mal beschnuppern und beobachten, eine kleine Macke hat schließlich jeder, so wie wir Menschen auch. Und es wäre doch wunderbar, wenn der Hund die gleiche Macke wie der Mensch hat, es also keinem von beiden auffällt.

Zum Abschluss noch eine letzte Frage: können Sie es ertragen, dass der Hund die erste Woche nach Tierheim und Stress stinkt?

Man sollte sie in den ersten Tagen am besten erst mal ankommen lassen, und langsam auf einen Badetag vorbereiten, wie bei einem Welpen eben auch. Auch mit einem Tierarztbesuch sollte man – wenn es zu verantworten ist – ein wenig warten.

Geben Sie einem Tierschutzhund die Chance, sich langsam einzugewöhnen, geben Sie ihm die Liebe und Sicherheit, die es braucht, damit dieser Hund seine schlimme Vergangenheit vergessen kann. Doch vergessen Sie dabei nicht, dass jeder Hund Regeln braucht, denn gerade dadurch geben Sie einem Hund Sicherheit.

Die Boxerhilfe steht mit ihren AnsprechpartnerInnen jederzeit mit Rat und Tat zur Seite


Wir danken Jasmin, Ana und Sabine für diesen Text!

Permanentlink zu diesem Beitrag: http://www.boxerhilfe.de/boxer-aus-spanien/