Lara

Lara

*10.07.2000
+04.11.2011

Meine erste und zweite Hündin bekam ich, jeweils als Welpe, von unterschiedlichen Züchtern. Mit beiden hatten wir sehr viel Feude und eine turbulente, teilweise auch anstrengende Zeit bis sie erwachsen waren.

Leider erkrankte meine erste Hündin schon mit 3 Jahren an Krebs und auch mein zweiter Hund wurde nicht einmal 8 Jahre alt.

Ich schicke dies vorab um zu verdeutlichen, daß es keine Garantie dafür gibt wie lang die Zeitspanne ist, die wir mit unserem Hund verbringen dürfen, auch wenn er schon als Welpe ins Haus kommt.

Inzwischen waren mehr als 11 Jahre „ohne Hund“ vergangen und auch meine Katzen konnten die entstandene Lücke nie ganz schließen.

Dann trat „Lara“ in mein Leben. Gerettet aus einer Tötungsstation auf Gran Canaria, geschätzte 7-8 Jahre alt. Mehr wusste niemand über diese Hündin. Sie war furchtbar dünn, hatte schlimme Liegeschwielen, eine schon stark ergraute Schnauze, leicht trübe Augen, sie war – ein „alter Hund“.

Lara sollte als Pflegehund bis zu ihrer Vermittlung bei mir bleiben, vorausgesetzt sie würde sich mit den Katzen vertragen und könnte allein bleiben während ich arbeiten ging. Es gab vom ersten Moment an keinerlei Probleme mit ihr. Die Katzen sah sie sich kurz an und mehr geschah nicht. Allein bleiben – kein Problem. Sie legte sich auf ihr Kissen und wartete dort geduldig bis ich wieder nach Hause kam. Andere Hunde, ob klein oder groß, wurden kurz beschnüffelt aber nie angebellt. Die Spaziergänge wurden dadurch zu einem Vergnügen, da ich sie schon nach wenigen Tagen ohne Leine laufen lassen konnte. Lara hat so viele positive Eigenschaften, die ich meinen vorherigen Hunden mühsam anerziehen musste. Lara braucht keine Erziehung mehr – sie macht von allein alles richtig.

Aber Lara ist ein alter Hund und das macht sich durchaus bemerkbar. Sie tobt nicht mehr mit anderen Hunden durch die Gegend und spielt auch nicht mehr so gerne mit Ihnen. Vor 10 Uhr verlässt Madame auch nicht ihr Bett und überhaupt geht bei ihr alles schon etwas ruhiger zu. Nur wenn ich von der Arbeit nach Hause komme wird sie wieder zu einem jungen Hüpfer, der mit unbeschreiblicher Freude an mir hochspringt, sich kaum beruhigen läßt und mir auf diese Weise zeigt, wie sehr sie mich vermisst hat.

Natürlich hat sie auch schon verschiedene, altersbedingte Beschwerden. Sie bekommt Tabletten gegen ihre beginnende Inkontinenz, welche ihr sehr gut helfen so das es hiermit keine Probleme mehr gibt. Sie hat Arthrose und muss auch dafür Tabletten einnehmen. Es ist tatsächlich so, daß ein alter Hund öfter die Hilfe des Tierarztes benötigt als ein gesunder, junger. Darüber muss man sich im Klaren sein, wenn man sich für einen alten Hund entscheidet. Ich habe mich für Lara entschieden. Eigentlich wusste ich schon nach wenigen Tagen, dass ich diesen wunderbaren Hund niemals wieder hergeben kann. Wieviel Zeit uns beiden zusammen vergönnt ist weiß ich zwar nicht, aber umso bewusster lebe ich mit diesem „alten Hund“.

Es ist wirklich sehr schwer zu beschreiben, was es so wunderbar macht, gerade mit einem älteren Hund zu leben und sicher ist es nicht für alle das „Richtige“. Bei Lara und mir passt es perfekt zusammen und wenn sie mich eines Tages verlassen muss, weiß ich nicht nur, dass ich keine Sekunde mit ihr bereut habe sondern auch, dass ich mich immer wieder für einen alten Hund entscheiden würde.

Gabriele Stammen

Permanentlink zu diesem Beitrag: http://www.boxerhilfe.de/2013/05/lara/