Letzter Gruß von Marcello

   Marcello   *21.10.2013   +15.10.2023

Ich bin in einer Familie aufgewachsen. Mit meinen 9 Jahren wurde ich einfach abgegeben. Es zerbrach mir das Herz und ich konnte es einfach nicht verstehen wie man einen Familienmitglied einfach so entsorgen kann.

Ich hatte Glück und die Tierschützer haben mich übernommen und mir versprochen sich um mich zu kümmern und für mich eine neue Familie zu finden.

Niemand konnte mir meine alte Familie ersetzen, ihr versteht es schon…

Vor meiner Ausreise wurde ich gründlich untersucht und es wurde festgestellt, dass ich eine chronische Magen-Darm-Entzündung hatte. Zum Glück, nichts dramatisches. Mit einem richtigen Futter wurde es dann besser. Am liebsten hatte ich das Selbstgekochte vernascht. Endlich war es soweit und ich konnte die Reise in mein neues Leben antreten. Der Abschied viel sehr schwer, denn ich hatte alle Menschen um mich herum verzaubert. Ich fühlte mich geliebt und umsorgt.

Als ich in Deutschland angekommen bin, war ich erst auf einer Pflegestelle untergebracht. Eines Tages ging es mir ganz übel. Ich viel um und hatte starke Krämpfe. Ich konnte dann leider auch meine Urin nicht mehr halten. Das war mir peinlich, denn so etwas habe ich seit dem Welpenalter nicht mehr gemacht. Es ging dann den ganzen Tag so… Ich hatte mehrere epileptischen Anfälle an einem Tag. Es war so schrecklich. Ich hatte Angst und wusste nicht was mit mir passiert. Ich bin orientierungslos durch das Haus und durch den Garten gelaufen. Meine Pflegeeltern sind dann mit mir ins Krankenhaus gefahren, um diese schrecklichen Anfälle zu stoppen. Da wurde ich untersucht und auf Medikamente eingestellt. Die Blutwerte waren soweit ok und man konnte nicht wirklich sagen woran es lag.

Ein Paar Wochen später bin ich in mein neues Zuhause an der Nordsee eingezogen. Den Umzug aus Bayern an der Nordsee haben mehrere liebe Menschen ermöglicht. Ich dachte, hier kann ich meine Boxerrente genießen und noch ein Paar schöne Jahre verbringen. Kurz nach meinem Einzug stand ein gemeinsamer Urlaub vor. Da habe ich mich boxertypisch drauf gefreut. Ich habe sogar ein neues Mäntelchen bekommen, damit ich in Dänemark nicht friere.

Wir sind angekommen. Alles schien in Ordnung zu sein.
Doch kurze Zeit danach wurden meine Beinchen wackelig, ich war wie benommen… Mein Körper wollte nicht mehr… Ich atmete schwach…
Meine Familie hat mich gleich ins Auto gepackt und wir sind zum Tierarzt gefahren.
Die Entscheidung stand fest: ich muss meine letzte Reise antreten. Das letzte Stück meines Weges hat mich meine neue Familie begleitet.
Auf einmal war es dunkel… Mein Herz hörte auf zu schlagen…

Euer Marcello.

 

***

Es weiss ja keiner, der’s nicht erlebt
wie’s ist, wenn einer die Flügel hebt
und leise, leise sich auf die Reise – die letzte macht.
Es weiss ja keiner, dem’s nicht geschah
wie’s ist, wenn einer nun nicht mehr da.
Wenn leer die Stätte des, den man
hätte so gern noch nah.

***

Lebe wohl, lieber Marcello 🌈, wir werden dich nie vergessen.

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